Der erste Reiseabschnitt meiner 5-wöchigen Motorrad-Workation in Skandinavien im Sommer 2022. In vier Tagen sollte es von Langen nach Stockholm gehen, um dann dort drei Tage zu arbeiten, bevor es dann weiter nach Norden gehen sollte.
Freitag, 1. Juli 2022, Langen-Travemünde, Gesamtstrecke 620km
Am Freitag ging es also los. Wie der Titel schon suggeriert, ging es mir einfach nur darum, von Langen zum Fährterminal nach Travemünde zu kommen, das Ganze aber unter weitestgehender Vermeidung von Autobahnen.
Entsprechend gibt es auch nicht allzuviel zu berichten oder zu zeigen. 620 Kilometer wollen auch gefahren werden…
Das eine oder andere „Oh, da ist’s ja auch schön“ oder „wenn ich hier wohnen würde, bräuchte ich entweder ne Harley oder ne Hayabusa…“ war natürlich auch dabei, aber trotzdem war es „nur“ die Anreise-Etappe.
Obwohl für weite Teile der Strecke eigentlich Regen vorhergesagt war, kam ich etwa um 19:30 Uhr trocken in Travemünde an. Da der Check-In für die Fähre erst um 22:00 Uhr beginnen sollte, hatte ich also noch genügend Zeit, beim „Grünen Jäger“ Abendessen zu gehen. Der zwischenzeitlich einsetzende Regen tangierte mich dann nicht mehr.
Erstaunlicherweise war ich dann der einzige Motorradfahrer auf der Fähre. Es scheint, die Nachtfähre nach Trelleborg steht bei den Motorradfahrern nicht sehr hoch im Kurs…
Samstag, 2. Juli 2022, Trelleborg-Hestra, Gesamtstrecke 450km
Nach einer relativ kurzen und leider auch sehr unruhigen Nacht (Danke, liebe Kabinennachbarn!) auf der Fähre ging es dann endlich mal wieder über schwedische Straßen und zum ersten Mal für mich mit dem Motorrad 🙂
Mein Plan sah vor, bei Staffanstorp in den TET einzusteigen, die ersten paar Kilometer bis dort waren einfach nur „kürzester/schnellster Weg“.
Ab Staffanstorp ging es dann „kreuz und quer“ über kleine Landsträßchen durch den schwedischen Süden. Offroad? Fehlanzeige. Zumindest für die erste Hälfte des Tages – wenn man mal von dem nicht vorhandenen Trail absieht, über den mich myrouteapp einfach nur ins Gebüsch oder einen Misthaufen lotsen wollte. Irgendwie bin ich mir immer noch nicht ganz sicher ob „myrouteapp“ mich hier wirklich auch über den TET gelotst hat. Andererseits waren bei dem importierten TET-Track so viele Wegpunkte, dass es eigentlich keine andere Möglichkeit geben sollte… oder doch?
Ab dem Nachmittag kamen dann wenigstens einige „Schotterpisten“, wobei das tatsächlich meist einfach nur Landsträßchen sind…
Schön zu fahren waren sie allemal und ich schaffte auch ein paar Klilometer mehr als ursprünglich angenommen. Irgendwann war dann auch Zeit, ein schönes Plätzchen für die Nacht zu suchen und ich wurde kurz vor Hestra bei einem Shelter fündig.
Sonntag, 03. Juli 2022, Hestra-Laxa, Gesamtstrecke 325km
Nach einer weiteren, leider sehr kurzen Nacht (Danke, Kuckuck!) trödelte ich erst einmal noch etwas vor mich hin, bevor ich dann so gegen 7 Uhr meinen Kram wieder zusammenpackte und anschließend weiterfuhr.
Leider fing es auch gleich an zu nieseln und laut Wetterbericht sollte der ganze Tag überwiegend durchwachsen sein. Zunächst ging es weiter, wie der Vortag aufgehört hatte – geteerte und geschotterte Sträßchen im Wechsel. Insgesamt eine schöne Mischung, die mich dann gegen Mittag in ein Waldgebiet führte, wo mich myrouteapp dann in einen „echten“ Feldweg lotste, der dann schmaler wurde, der Schotter wurde gröber und plötzlich ging es auch mal recht steil und kurvig einen Buckel hoch. Dort gab es dann noch mehr Schotter und irgendwann auch Sand und es wurde etwas technischer. Eigentlich wollte ich solche Passagen ja meiden (alleine in der Mitte vom Nirgendwo…), aber umdrehen erschien mir in diesem Moment die schlechtere Option – zumal die grob geschotterten Auffahrten zuvor erstaunlich gut funktionierten und sich nun in grob geschotterte, steile Abfahrten wandeln würden. Also ging es noch eine Weile auf diesem Single Trail weiter, bevor es dann wieder über „normale“ Landsträßchen immer weiter nach Norden ging.
Hier zeigte sich zwischendurch auch schon ein großer Unterschied zwischen Deutschland und Schweden. Mit dem Bauer, dem ich mit seinem Traktor auf dem schmalen Waldweg begegnete, hatte ich eine wirklich nette Unterhaltung – in Deutschland hätten mich wohl eher Unmutsbekundungen oder die Drohung mit Anzeige erwartet.
Obwohl die ersten, „richtigen“ Offroad-Passagen erstaunlich gut geklappt hatten (für mich als Offroad-Anfänger mit einem ordentlich bepackten Motorrad), entschied ich mich bei zwei weiteren Passagen, die plötzlich sehr technisch wurden (1. steile Auffahrt mit tiefem Schmodder; 2. Aufgeschüttete Kieshaufen an einer Stelle, wo früher ein natürlicher Bahnübergang war), beim Navi auf „Skip“ zu drücken und vernünftiger zu sein.
Außerdem zog es zunehmend zu, so dass ich mich gegen 16 Uhr so langsam entschied, einen Shelter zu suchen – und wurde eine Stunde später bei Laxa auch fündig. Gerade rechtzeitig, denn kurz danach fing es ordentlich an zu regnen.
Montag, 4. Juli 2022, Laxa-Sundbyberg, Gesamtstrecke 285km
Dies sollte wohl eher ein Tag zum Vergessen werden. OK, vielleicht nicht ganz.
Aber der Reihe nach. Am Vortag war ich schon deutlich früher als geplant in Laxa angekommen, wo ich gemäß meinem Plan den TET auch wieder verlassen und in Richtung Stockholm weiterfahren wollte. Glücklicherweise hatte ich den Shelter auch zeitig gefunden und in Beschlag genommen, denn kurze Zeit später fing es ordentlich an zu regnen.
Auch über Nacht gab es mehrere Regenschauer und die Wettervorhersage sah weder für meinen Start in Laxa, noch für mein Ziel in Stockholm gut aus. Entsprechend entschied ich mich, doch schon einigermaßen zeitig aufzubrechen – vielleicht könnte ich ja Glück haben und dann in Stockholm heute noch meinen Hinterreifen gewechselt bekommen…
Doch dazu wollten etwa 280km gefahren werden (Autobahn wollte ich mir wieder verkneifen). Die erste Hälfte war noch OK und trocken, aber dann fing es ordentlich an zu regnen. In der Nähe von Strängnäs war es dann vorbei mit trockenen Füßen – Zeit sich irgendwo unterzustellen und mit zwei Kasseler Pärchen zu quatschen, die gerade aus Stockholm kamen und sich ebenfalls untergestellt hatten.
Nach etwa einer halben Stunde nutzte ich dann die (leider viel zu kurze) Regenpause, um wieder weiterzufahren. Direkter Weg, Autobahn. Die Regenpause war viel zu kurz, die letzten 40km waren dann eher „blindes Schwimmen“ als Motorradfahren.
Immerhin fand ich den Reifenhändler gleich und er hatte auch tatsächlich Zeit, mir meinen Hinterreifen zu wechseln (Ich hatte mich eigentlich für Dienstag oder Mittwoch angekündigt). An dieser Stelle nochmals Danke an Thomas von Däckproffsen i Sundbyberg – sollte irgendjemand mal in die Verlegenheit kommen, in Stockholm einen Reifen wechseln lassen zu müssen: Absolut empfehlenswert.
Ansonsten gibt es von diesem Tag nichts mehr wichtiges zu berichten – jetzt stehen erst einmal drei Arbeitstage an, bevor es dann am Freitag weiter Richtung Norden geht.
Dienstag, 5. Juli bis Donnerstag, 7. Juli, „Business as usual“ in Stockholm?
Nein, ich schreibe jetzt nicht über die Arbeit. Auch nicht über Stockholm. Hier hat die Reise einfach nur „Business-Charakter“. Ich stehe morgens auf, fahre mit dem Bus ins Office-Center, arbeite, fahre wieder mit dem Bus zurück, gehe noch einkaufen und schaue, dass ich die nächste Reiseetappe ab Freitag gut vorbereitet bekomme.
D.h. Camping-Verpflegung auffüllen, Wäsche waschen, aber auch noch einmal kritisch auf die geplante Route schauen. Speziell diese Reiseetappe von Stockholm nach Alta hat nach wie vor eine ganze Reihe an Herausforderungen und Unwägbarkeiten zu bieten.
So muss ich z.B. an den 4 Tagen eine Strecke von gut 1800km schaffen – Abhängig davon, welche Routen ich nehme, komme ich auf knapp über 2000km. Der ursprüngliche Plan war, am Freitag erst einmal bis Bräcke (520km) und dann Samstag und Sonntag wieder auf dem TET fahren – soweit ich halt komme und den Rest der Strecke dann am Montag. Außerdem wollte ich wieder wild campen…
Mit Blick auf den Wetterbericht muss ich diesen Plan wohl nochmal überdenken, es soll wohl zumindest Freitagabend und Samstag regnen.
TET fahren bei Regen und dann wild campen schreit förmlich nach einer Alternative – vielleicht wird’s dann die Route Sundbyberg-Härnösand-Lulea-Muonio-Alta.