Dienstag, 12. Juli 2022, Alta-Nordkap-Alta, Gesamtstrecke 465km
Drei Tage Aufenthalt in Alta und wieder nur „business as usual“?
Nein, da war doch was.
Eigentlich hatte ich geplant, erst am Mittwochabend nach Feierabend in Richtung Nordkap zu fahren. Ein Blick auf die Wettervorhersage am Dienstagmorgen ließ mich dann aber ein weiteres Mal leicht umplanen. Für Dienstagabend/-nacht war bestes Wetter vorausgesagt. Also etwa um 17:30 Uhr wieder in die Motorradklamotten und los…
Zunächst geht es von Alta auf ein Hochplateau mit sehr langen Geraden, wie man sie sonst eher aus Ami-Filmen oder Norddeutschland kennt 😉 Links und rechts z.T. wieder Birken-Buschland, aber auch sehr viele Feuchtwiesen mit kleinen Seen (Tümpeln ;-)).
Nach etwa 60km stand ein anderer Motorradfahrer am Straßenrand, offensichtlich mit technischen Problemen. Es stellte sich heraus, dass der Auspuff-Endtopf seines (etwas verbastelten) Streetfighters einen Abflug gemacht hatte und er ihn – da am Flansch ordentlich verbogen – nicht wieder dran montieren konnte. Es stellte sich außerdem heraus, dass er seine Kumpels irgendwann im Lauf des Tages verloren hatte und als Sahnehäubchen sein Handy auch noch im Gepäck eines Kumpels steckte (Murphy schlägt halt immer und überall zu). Mangels geeignetem Werkzeug konnte ich ihm leider nur insoweit weiterhelfen, dass ich ihn bis zur nächsten Tankstelle begleitete und ihm den Weg zum vereinbarten Treffpunkt mit seinen Kumpels erklärte.
Nach dem kurzen Tankstopp ging es dann wieder alleine weiter Richtung Küste und dann immer weiter der Küste entlang, bis es dann auf den letzten Kilometern schön kurvig „über die Hügel“ zum Nordkap ging.
Natürlich musste ich am Nordkap das obligatorische Selfie bei der Weltkugel machen, aber insgesamt war mir dort dann doch zuviel los – mehrere Reisebusse (Deutsche, Schweizer, Österreicher und ein Finne), sowie ein Parkplatz voller Wohnmobile (samt der zugehörigen Leute) bedeuteten dann auch, dass ich mir das Bild mit dem Motorrad an der Weltkugel aber gleich mal komplett abschminken konnte.
Oder warten bis deutlich nach Mitternacht. Noch mindestens 2, eher 3 Stunden am Nordkap totzuschlagen erschien mir auch in Anbetracht einer noch kürzeren Nacht (vor einem Arbeitstag) keine gute Idee zu sein. Entsprechend trat ich kurz vor 23:00 Uhr wieder den Rückweg an.
Auch wenn der Rückweg ja der gleiche war wie der Hinweg – er fühlte sich anders an. Nahezu komplett allein (ganz sporadischer Gegenverkehr) auf der wirklich schön zu fahrenden Küstenstraße mit Blick auf ein komplett ruhiges, babyblaues Meer, mit der Mitternachtssonne im Rücken – das hat schon was…
Einzig auf den deutlichen Temperaturabfall in den beiden längeren Tunnels (4km und knapp 7km) hätte ich gerne verzichtet (von etwa 18°C auf unter 10°C), gehört aber halt auch dazu.
Später (wieder Richtung Hochplateau) durfte natürlich die kleine Rentier-Herde auf der Straße nicht fehlen – wie schon öfters waren die Rentiere aber schon wieder weg, bevor ich anhalten und das Handy rausholen konnte. (Auf dem Hinweg hatte ich da mehr Glück).
Gegen 2 Uhr war ich dann wieder am Hotel – müde, kaputt, aber auch mit den Bildern der weltbesten Feierabend-Tour im Kopf.